Interview mit  Iris Huber, Teilnehmerin der ZWAR-Gruppe Bielefeld-Dornberg

„In der Not sind wir füreinander da“

Gegenseitige Hilfeleistung, Aufbau eines Freundeskreises und gemeinsame Freizeitgestaltung – dieser Dreiklang macht für Iris Huber ZWAR aus. Und das seit 22 Jahren! So lange gibt es „ihr“ ZWAR-Netzwerk in Bielefeld-Dornberg bereits. Die 81-Jährige ist Gründungsmitglied und immer noch aktiv dabei.

Wie bist du zu ZWAR gekommen?

Ich war Abteilungsleiterin bei den Stadtwerken Bielefeld und habe immer sehr viel gearbeitet. Meine Kontakte hatte ich in meiner Familie und in Vereinen – da war viel am Wochenende – aber in der Nachbarschaft kannte ich wenige. Guten Tag, guten Weg. Dann kam der Ruhestand und ein paar Monate später die Einladung zur Gründungsveranstaltung. Das passte richtig gut.

Erinnerst du dich noch an die Gründungsveranstaltung?

Wir waren mehr als 150 Leute. Ich habe sofort bekannte Gesichter aus meiner Nachbarschaft gesehen und gedacht: Hier bin ich erstmal richtig. Dann ging alles ganz schnell. Mein Rommé-Kreis war meine erste Gruppe. Mit acht Leuten Rommé spielen – herrlich! Heute sind wir noch fünf und spielen immer noch. Ich gehe auch seit der Gründung alle vier Wochen mit einer Gruppe essen. Wir kennen viele Gaststätten der Umgebung.

Das hört sich nach viel Spaß an.

Ja, aber ZWAR ist für mich mehr. Über ZWAR kennt man die Menschen in seinem Umfeld und ist in Notsituationen nicht allein. Wenn jemand krank ist, ein Unglück in der Familie geschieht, dann ist man füreinander da.

Wir waren vor zwei Jahren noch 18 Gründungsmitglieder, jetzt sind wir noch 8. Viele sind gestorben, aber dann wird auch die Witwe oder der Witwer besucht und es wird geholfen. Man wird nicht einsam in der Gruppe.

Ist dir ein Ereignis in den vergangenen zwei Jahrzehnten besonders in Erinnerung geblieben?

Wir haben einen Blinden in unserer Gruppe. Seine Frau ist vor Jahren gestorben, so fehlte im manchmal Hilfe, die er vorher hatte. Für einen überregionalen Blindenverband musste er seinerzeit eine Postwurfsendung nach Postleitzahlen sortieren. Wir haben ihm natürlich zu Dritt dabei geholfen. Als wir fertig waren und noch etwas ausruhten, ging er und machte das Licht aus. Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass wir noch da waren und somit jetzt im Dunkeln saßen. Seit diesem Ereignis habe ich großen Respekt vor der Leistung von Blinden, mit der sie täglich ihren Alltag trotz ihrer Einschränkung meistern.

Wie „geht“ es eurem Netzwerk heute – 22 Jahre nach der Gründung?

Wir sind immer noch eine Gruppe von 40 bis 50 Leuten, etwa 30 kommen zweimal im Monat zum Basisgruppentreffen. Das halte ich für elementar, um sich zu begegnen und abzusprechen. Wenn neue Menschen dazu kommen, kommen sie über Mundreklame. Sie kennen dann schon jemanden, an den sie sich halten können. Oft sind es Menschen so zwischen 70 und 75, die zu uns kommen. Nicht die ganz Jungen.

Was mir auffällt: Die Menschen sind bequemer geworden. Für ZWARler ist ein Leitspruch ja: Was kann ich der Gruppe geben und was gibt die Gruppe mir? Wenn Neue kommen, wollen sie oft bespaßt werden, wollen mal schauen, was wir ihnen bieten. Aber das ist nicht unser Konzept. Wir sind gemeinsam aktiv.